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Festivalbericht – Tag I

Das Matapaloz geht in die nächste Runde und wechselt dafür auch gleich die Location.

Das Messegelände in Leipzig ist eine moderne Anlage, die für ganz unterschiedliche Veranstaltungen ideale Rahmenbedingungen bietet. Nach Hockenheim gibt es nun eine andere Region, eine andere Venue und einiges an Optimierungen in der Gesamtorganisation. Im Vorfeld wurde vieles ausgewertet, Meinungen und Feedback gesammelt und geplant und entworfen was das Zeug hält. Das Ziel war klar gesetzt: Gutes besser machen, Vorteile nutzen und weiterentwickeln. Das Billing ist eine bunte Mischung und zeichnet das Matapaloz aus. Bands mit Verbindungen zur Band, musikalische Vorbilder, Newcomer und Heroen ihrer Genres. Deutsch- und englischsprachige Bands dieser Klasse kann nicht jedes Festival bieten und genau das steht für Vielseitigkeit.

Das Gelände des El Barrio wurde umgestaltet, mit deutlich mehr Liebe zum Detail verfeinert. War die Idee schon während der Planungen des ersten Matapaloz in den Köpfen der Verantwortlichen, konnte sie jetzt in Leipzig auch konkret in die Tat umgesetzt werden. Wer es (noch) nicht gesehen hat: Das El Barrio ist nun endlich genau das, was es sein will: Eine Art Bastion, eine Zuflucht, eine postapokalyptische Stadt, die sich aus den Trümmern der neuen Welt erhebt. Auf einem einsamen, verlassenen Acker, arbeiten Menschen in Containern voller Graffiti. Hier schaffen Freaks, Tattoo-Artists, Künstler. Hier gibt es Food-Stände, Bier-Stände, Outfit-Stände. Die Container sind so schön und mit so viel Herzblut gestaltet, dass es einem ein Lächeln ins Gesicht zaubert. DAS ist Kunst, Freunde. Hier steht auch der Schuppen des B.O.S.C. mit den feinen Menschen, die dem Verein ein neues Gesicht verpassen und neues Leben einhauchen. Mehr dazu in den Onkelz-Berichten. Schaut euch die Fotos des Barrios an und ihr wisst, was wir meinen. Ein großes Dankeschön an Jochen Auer und sein gesamtes Team!

Zurück zur Matapaloz-Hauptbühne: Den Auftakt machen Beastö Blancö, die den Onkelzfans sicherlich von der Memento-Tour ein Begriff sind. Kennengelernt haben sie sich in Nashville beim Mastering des Memento-Albums und die Zusammenarbeit auf der Tour ist allen in guter Erinnerung geblieben. Mit Calico Cooper, ihres Zeichens Tochter von Schockrocker Alice Cooper, und Chuck Garric, Bassist in dessen aktueller Band, hat sich eine moderne und zugleich klassische Hardrockcombo firmiert. Neben einem kräftigen Sound ist die Optik und die Bühnenshow ein weiterer Schwerpunkt. Gimmicks, wie ein mit Nägeln aufgepimpter Baseballschläger und extrovertierte Darbietungen, sorgen für eine horroreske Grundstimmung.

Direkt danach: Pro-Pain. New York Hardcore Urgesteine, Freunde der Onkelz, kompromisslose Performer um Gary Meskill. Der hatte vor einem Jahr schwere Verletzungen bei einer furchtbaren Attacke erlitten, die ihm fast das Leben kostete. Umso beeindruckender ist es, wie er sich erholt hat. Stimmlich voll da, heftig energetisch und ohne ein Zeichen von Schwäche: Das verdient einfach nur Respekt. Die PA wird voll aufgedreht und die Bässe dröhnen über das ganze Gelände. Schnell füllt sich der erste Wellenbrecher und die ersten Moshpits und Pogokreise bahnen sich ihren Weg durch die Menge.

Dann wird es Zeit für D-A-D, die eine absolut atemberaubende Bühnenarchitektur aufgefahren haben. Da sitzt der Schlagzeuger Laust Sonne auf einem überdimensionierten Sofa, so wie man es vom Cover der „Riskin at all“ LP kennt. Old School Amps in Übergröße rahmen alles ein und der Bassist Stig Pedersen besticht wieder durch ein ausgefallenes, dieses mal pinkes Bühnenoutfit. Songtechnisch bieten sie ein buntes Potpourri alter und neuerer Songs, Klassiker und neue Hits. Bezüglich Gesang und Gittarrenarrangements wahrscheinlich die melodischste Band dieses Festivaltages. Jacob Binzer ist ein Zauberer an der Gitarre, der jederzeit zwischen härterem Rock und komplexen, fast sanften Solos hin- und her switchen kann. Mit dem Klassiker „Sleeping my day away“ haben die Jungs ihr eigenes „Mexico“. 
Um es für die Band selbst interessant und spannend zu halten, wie immer mit einem Mittelpart ausgestattet, der auch Improvisation und neue Ideen erlaubt.

Bei ihrem vorletzten Album hieß es, Arch Enemy wären auf dem Höhepunkt ihrer Karriere. Doch falsch gedacht. Mit dem Nachfolgealbum brachen sie ihre eigenen Limits und Rekorde, hinsichtlich Qualität, Verkaufs- und Besucherzahlen. Mit der Sängerin Alissa White-Gluz, die 2014 hinzustieß, haben sie eine charismatische Frontfrau gewonnen, die stimmlich alles bedienen kann, was ihrem Melodic-Death-Metal-Sound dienlich ist. Gefühlt sind Arch Enemy die Band mit den zweitmeisten Shirts unter den Festivalbesuchern - nach den Onkelz. Gerade hinsichtlich des sehr gemischten Billings bilden sie die Sektion des extremeren Metals. Der Platz ist voll, sobald die ersten Töne erklingen und der Sound gewaltig.

Als letzte Band vor den Onkelz spielen dann Megadeth
Eine Band, die man fast nicht einleiten und vorstellen muss. Thrash Metal Legenden aus der Bay Area, eine der Big Four mit Dave Mustaine als Frontmann und Urgestein. Seit Beginn der 80er und der Loslösung von Metallica, sind Megadeth eine Institution, die sich vor allem auch durch musikalische Kreativität und Vielfalt innerhalb des Thrash Metal-Genres. Hierbei werden die Genregrenzen einfach ignoriert und fleißig Neues ausprobiert. Dies alles hat ihnen 2017 einen Grammy Award als beste Metal Performer eingebracht. Die aktuelle Show ist ein Best of Programm mit einem Scherpunkt auf dem 2016er Dystopia Album. Aktuell gaben die Trash Kollegen von Slayer bekannt, ihre Karriere beenden zu wollen. Das kommt für Megadeth, immerhin auch schon 35 Jahre on the road, nicht in Frage. Mit ihrer Performance auf dem Matapaloz unterstreichen sie ihre hohe Leistungsfähigkeit und Präsenz und werden ihrem hohen musikalischen Anspruch absolut gerecht.

Hinsichtlich Bands, Stimmung und Ablauf, war der erste Festivaltag in jeglicher Hinsicht eine runde Sache. Was die Onkelz so veranstaltet haben, um einen gebührenden Einstand auf der Leipziger Messe zu feiern, würde hier den Rahmen sprengen und kommt in einem gesonderten Bericht. Schon jetzt, noch vor dem Beginn des zweiten Festivaltages, kann man mit Fug und Recht behaupten, dass unser Veranstalter, das gesamte Team, Olli und Ossy Hoppe, Jochen Auer, die Crew und die Bands so gut drauf, zuvorkommen und freundlich sind, wie man es sich nur wünschen kann.

Und ihr? Ihr seid eh über jeden gottverdammten Zweifel erhaben!

Seid gespannt wie es weitergeht, habt eine gute Zeit und passt auf euch auf!